Das Lumpenproletariat.

Interessantes Wort. Ein Lump und Proletarier zugleich ?
Ich habe zwei Texte zur Begriffserklärung für dich bereitgestellt:
Einerseits eine Analyse basierend auf der Herkunft des Ausdrucks,
Andererseits einen Text von P.Michels, in welchem sich Gedanken zur Avantgarde-Rolle des Lumpenproletariats anhand der Black Panther Party macht.

Was der Erfinder dieses Ausdrucks wohl in keiner Weise beabsichtigte, ist wenige Jahrzente nach seinem Tod eingetreten:
Eine ganze Generation politisierter Männer und Frauen nahmen sich in den 60er Jahren diesen Namen als Credo - Wir das Lumpenproletariat !
Das Lumpenproletariat wurde zur Bezeichnung für die Menschen, welche die «Politik der Strasse» vertraten, z.B. in den USA viele Schwarze, welche das Leben in den Ghettos der Grossstädte täglich erlebten, und in einer Organisation wie den Black Panthers auf Leute trafen, die sich ganz konkret für die Verbesserung der Situation der Ärmeren und Benachteiligten einsetzten.
Neben den Panthers gab es in den USA der 60er/70er Jahre viele weitere Gruppierungen, welche sich als Teil des Lumpenproletariats fühlten (Der freie Journalist Peter Michels hat in den Jahren 69/70 verschiedene dieser Gruppen besucht, und sein Buch «Aufstand der Ghettos» ist eines der wenigen Bücher, welche sich dieser Thematik annimmt und sie der deutschsprachigen Öffentlichkeit zugängig macht)

Ich denke, einer der Reize, welche das Lumpenproletariat für soviele Menschen attraktiv machte, war die Ehrlichkeit der «Politik der Strasse». Gerade Menschen wie Fred Hampton (Sprecher der Panthers von Chicago, und 1969 im Alter von 23 Jahren von den Pigs erschossen) bewiesen, dass es keine akademische Ausbildung braucht, um das Elend und die Ungerechtigkeit unserer kapitalistischen Gesellschaft analysieren und anzuklagen zu können, dass Politik uns alle angeht. Fred zeigte auch, dass es nötig ist, mit einfachen Worten die Widersprüche aufzudecken, um alle Menschen zu erreichen, und nicht nur den eingeschworenen Haufen von Weltverbesserern, die eh schon alles besser wissen.
Dass gerade der Ausdruck Lumpenproletariat benutzt wurde, erinnert mich an gewisse Phänomene aus dem Sprachgebrauch des Westens:
z.B. der Ausdruck "Jazz", oder "Funk", "Freak" oder "Punk".
Alle diese Worte waren einmal Schimpfwörter, welche von späteren Generationen jedoch benutzt wurden, um eine Identifikation für die eigene Gruppe aufzubauen, andererseits sich jedoch klar von den gängigen Normen abzuwenden.